SELBST-Liebe: Wie Veränderungen gelingen
© privat. Die Natur zeigt uns vor, dass Veränderungen zum Leben dazu gehören.
So schwer es uns auch manchmal fällt, die Tatsache zu akzeptieren, doch: Die Veränderung gehört zu unserem Leben dazu. Wir wünschen uns Sicherheit und Orientierung - diese Muster zählen zu unseren Grundbedürfnissen, geben uns Halt und das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Bis zu einem gewissen Grad ist dies auch wichtig, etwa um persönliche Ziele zu erreichen und damit wir uns nicht ständig sorgen müssen. Und doch: Die Veränderung ist allgegenwärtig, sie fällt uns aber oft schwer.
Auf zum neuen Leben: Die drei Phasen der Veränderung
Wenn wir uns weiter entwickeln wollen, kommen wir um die Veränderung nicht herum. Erst wenn es uns gelingt, alte Muster zu verlassen, Altbekanntes loszulassen, können sich neue Wege öffnen. Veränderungen passieren selten von heute auf morgen, vor allem nicht jene, die wir bewusst planen und umsetzten. Vielmehr sprechen wir von Phasen der Veränderung. Jeder von uns beschreitet diese Phasen in seinem Tempo. Der US-amerikanische Autor und Berater William Brigdes beschreibt in seinem Modell die Veränderungsphasen in drei Schritten:
Die Phase des Loslassens: Diese Phase fällt vielen am schwersten. In diesem ersten, wichtigen Schritt entscheiden wir uns bewusst dazu, die Veränderung(en) zu wählen. In dieser Phase hindert uns oft die Angst, mit den neuen Wegen nicht zurecht zu kommen. Kein Wunder: Wie müssen uns auf eine ungewisse Zukunft einlassen, von der wir noch nicht wissen, wie wir mit ihr zurecht kommen werden. Es scheint uns viel sicherer zu sein, die alten Wege zu beschreiten, in unseren gewohnten Mustern zu bleiben. Doch übersehen wir durch diesen Sicherheitsgedanken allzu leicht all die Chancen, die uns die Veränderung schenkt. In dieser Phase geht es darum, zu akzeptieren, dass Altes hinter uns bleiben kann. Sei es die Beziehung, die uns einfach nicht mehr gut tut, seine lästige Gewohnheit, die uns schon lange stört oder ein Gefühl, dass unser persönliches Glück verhindert. Loslassen ist ein bewusster Akt, der einiges an Mut und Überwindung kostet. Wir verabschieden uns vom Gewohnten. Die Belohnung dafür ist ein neuer Lebensabschnitt, in dem wir neue Wege beschreiten und uns selbst von einer anderen Seite kennenlernen.
Die Phase des Überganges (Transitionsphase): Ist der erste Schritt geschafft, müssen wir mit der Umstellung erst einmal zurecht kommen. Wie geht es uns ohne den lange Zeit so gewohnten Partner? Ganz alleine, in der neuen Wohnung, dem neuen Bett? Die Verlockung ist groß, schnell wieder in alte, gewohnte Muster zurück zu fallen. Die Übergangsphase verlangt viel Ausdauer und Durchhaltevermögen. Denn wir müssen dem neuen Lebensweg erst einmal eine Chance geben, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Die Unsicherheit und das Neue machen uns noch immer Angst, drängen uns zurück in unser altes Leben. William Bridges spricht sehr passend von der “Chaosphase”, in der wir oft das Gefühl haben, “gar nicht mehr zu wissen, wo uns der Kopf steht”. Zweifel überkommen uns, Wehmut über das, was wir hinter uns gelassen haben, Vorwürfe für unseren Entschluss zur Veränderung. Diese Phase ähnelt der Zeit, in der wir als Fahranfänger mit dem Auto gefahren sind - alles ist neu und ungewohnt, wir “ruckeln” über die neuen Straßen, sind überfordert mit Gas geben, Bremsen, Schalten. Immer wieder denken wir daran, aufzugeben. Gerade jetzt brauchen wir Zuversicht, Vertrauen in unser Können und Selbstsicherheit, um unsere inneren Kritiker zu überwinden und an unserer Entscheidung, neue Wege zu beschreiten, festzuhalten.
Die Phase des Neuanfangs: Nachdem wir die ersten beiden großen Schritte gegangen sind, sind wir bereit für das Neue mit all seinen wundervollen Seiten. Wir genießen die Selbstständigkeit (oder das Angestellten-Verhältnis, wenn wir vorher selbstständig waren). Wir erkennen, dass das Single-Dasein (oder die fixe Beziehung) auch seine schönen bisher unbekannten Seiten hat. Wenn es uns gelingt, das Neue zuzulassen, spüren wir die Energie, die sich daraus für uns ergibt. Mit neuem Elan, mit Neugierde und Lebensfreude können wir den Weg beschreiten, der vor uns liegt. Jetzt können wir mit voller Kraft unserem neuen Lebensabschnitt entgegen gehen, sehen, wie facettenreich das Leben ist, wie bunt unser Alltag sein kann, wenn wir Veränderungen zulassen und lernen zudem uns selbst von einer ganz neuen Seite kennen.
Dieses Übungsblatt hilft Ihnen dabei, Ihre persönlichen Veränderungen besser zu erkennen. Hier geht`s zum Download.
Eine sehr gelungene Darstellung der Veränderung zeichnet Hermann Hesse in seinem Gedicht “Stufen”:
Stufen
“Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!”
Die Psychotherapeutin Sabine Pelzmann gibt in ihrem lebensnahen Buch “In meinem Ich - Wege zur Selbstliebe” viele konkrete Tipps, wie persönliche Veränderung gelingen kann.
“Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung. ”