Grundbedürfnis Bindung

© Canva. Die Verbindung zu anderen Menschen ist für die meisten von uns sehr wichtig.

© Canva. Die Verbindung zu anderen Menschen ist für die meisten von uns sehr wichtig.

Zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählt auch jenes des Bindung an andere Menschen. Wir sind soziale Wesen und nicht zum Alleine-sein geboren. Bereits unsere Vorfahren wussten, dass sie alleine nicht überleben können, weshalb wir das angeborene Bedürfnis nach Gemeinsam und Zugehörigkeit haben. Seit jeher haben Menschen in Gruppen oder Familienverbänden gelebt, jeder war für eine andere Aufgabe zuständig und durch den Zusammenhalt wurde das Überleben gesichert. Heute leben wir nur noch selten in Großfamilien, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit wird meist durch die soziale Verbindung zum Partner, zu Freunden oder zu Arbeitskollegen gestillt. Für manche Menschen ist ihr Haustier das liebste Gegenüber.

GEMEINSAM STATT EINSAM

Der Wunsch, Teil eines größeren Ganzen zu sein, zeigt sich auch in der Zuwendung zur Spiritualität und Religion. Meist gibt es einen oder mehrere Beschützer und eine Gruppe von Gläubigen, die alle an das Selbe glauben. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit Vereinen: Die Gemeinschaft ist für viele von uns ein wohltuender Faktor im Leben. Auch social media Plattformen sind - wie der Name schon vermuten lässt - eine Möglichkeit des sozialen Miteinanders.

Man ist nicht bloß ein einzelner Mensch, man gehört einem Ganzen an.
— Theodor Fontane


SCHULD AM GRUPPENZWANG

Das Bedürfnis nach Bindung erklärt Phänomene wie den Gruppenzwang: Für Schüler gibt es kaum etwas Schlimmeres, als ausgrenzt zu werden. Dieses Gefühl löst im Gehirn die gleichen Schmerzen aus wie körperlicher Schmerz, so sehr leiden wir Menschen unter Ausgrenzung. Das sehr starke Bedürfnis nach Bindung zeigt sich, wenn wir uns selbst zurück nehmen und uns für andere aufopfern. Das unbedingte Ziel, von anderen geliebt zu werden, kann dazu führen, dass wir unsere eigenen Wünsche zurück stellen und versuchen, es allen recht zu machen. Oder dazu, dass wir uns verbiegen und anders verhalten, als wir das eigentlich tun würden, um gemocht zu werden.

MAMA UND PAPA GEFALLEN

Der große Wunsch nach Bindung zu den eigenen Eltern kann sich darin zeigen, dass wir uns immer wieder unseren Eltern zuwenden, obwohl wir wissen, dass uns dies nicht gut tut, weil diese uns vielleicht ablehnen oder abwerten. Selbst wenn es unlogisch klingt, liefern wir uns immer wieder den Gemeinheiten aus, um doch ein Teil der Familie zu sein. Ähnlich verhält es sich auch, wenn wir uns vom Partner ausnutzen oder gar misshandeln lassen. Das übermäßige Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit ist so stark, dass wir uns selbst dabei vergessen.

RAUS AUS NEGATIVEN MUSTERN

Wie bei allen menschlichen Grundbedürfnissen ist auch jenes nach Bindung wichtig für unser Überleben und tut uns grundsätzlich gut. So individuell wie jeder und jede von uns, so ist es auch die individuelle Ausprägung unseres Bedürfnisses nach Bindung. Wenn das Bedürfnis so stark wird, dass es uns im Alltag einschränkt und wir uns selbst vergessen, kann es hilfreich sein, diese Mechanismen zu erkennen und zu verändern.



Magdalena Lublasser-Fazal