Was ist eine Panikattacke?

© Philipp Lublasser. Stärker als die Angst: Wir können lernen, Panik zu besiegen.

© Philipp Lublasser. Stärker als die Angst: Wir können lernen, Panik zu besiegen.

Die Wahrscheinlichkeit, eine Panikattacke zu erleben, ist gar nicht so gering. Je nach Untersuchung erlitten 3 bis 11 Prozent der untersuchten Probanden (aus der Allgemeinbevölkerung) innerhalb eines Jahres eine Panikattacke.

Panikattacken...

... kommen scheinbar „aus heiterem Himmel“.

... „plötzliche Anflutung von intensiver Angst oder Unbehagen, häufig verbunden mit körperlichen Symptomen wie Atemnot, Herzrasen, Erstickungsgefühlen, Benommenheit, Zittern, Kälte- und Hitzeschauer, Schmerzen, Kurzatmigkeit bis hin zum Gefühl der Derealisation oder Depersonalisation (nicht mehr in der eigenen Realität/ im eigenen Körper zu sein)

... außerdem erleben viele Menschen bei der Panikattacke das Gefühl „verrückt zu werden“ oder zu sterben

... damit kommt häufig das Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper, das Leben, sich selbst zu verlieren

Eine Panikattacke wird so bedrohlich erlebt, dass die Betroffenen auf jeden Fall verhindern wollen, dass dies wieder passiert. Aus Angst, eine Panikattacke auslösen zu können, nehmen sie vieles auf sich.

Häufig verbreitet ist...

... der Verzicht auf körperliche Betätigung, aus Angst, den Körper zu sehr zu aktivieren.

... das Vermeiden bestimmter Orte, an denen eine Panikattacke aufgetreten ist oder auftreten könnte (Einkaufszentrum, Öffentlicher Verkehr..)

Erstes Auftreten

Meist tritt eine Panikattacke erstmals auf, wenn gerade eine sehr stressige Phase erlebt wird. Die menschliche Psyche funktioniert nach einem so genannten Vulnerabilitäts(=Verletzlichkeit)-Stress-Modell. Alles, was wir im Laufe unseres Lebens, von der Schwangerschaft über die Geburt und Kindheit bis zum heutigen Tag erleben, prägt unsere Vulnerabilität. Dieses Maß an Verletzlichkeit ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Dieser Umstand erklärt, wieso jeder Mensch anders auf Herausforderungen reagiert.

Das Stresslevel, das wir aus

● alltäglichen Belastungen (Ausbildung, Job, Verpflichtungen, Freizeitstress, persönliche Konflikte, Beziehungen...

● aber auch biologischem Stress wie zB durch zu wenig Schlaf, unausgewogene Ernährung, hohes Cortisollevel durch Dauerstress)

erleben, kommt zusätzlich zur Verletzlichkeit als Belastung in unser Leben. Wenn das Fass dann voll ist und zum Überlaufen gebracht wird, kommt es zur Krise: Angst, Panik, Depression und andere unangenehme Symptome können auftreten und ein Warnzeichen sein.

Symptome einer Panikattacke

Panikattacken sind dadurch gekennzeichnet, dass währenddessen eine Reihe körperlicher Symptome auftreten können, wie

  • Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag

  • Schwitzen

  • Zittern oder Beben

  • Gefühl der Kurzatmigkeit oder Atemnot

  • Erstickungsgefühl

  • Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brust

  • Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden

  • Schwindelgefühle, Unsicherheit, Benommenheit oder das Gefühl, der Ohnmacht nahe zu sein

  • Kälteschauer oder Hitzegefühle

  • Taubheit oder Kribbelgefühle

  • Gefühl der Unwirklichkeit oder sich von der eigenen Person losgelöst fühlen.

Warum geht die Panikattacke nicht mehr weg?

Das erste Auftreten einer Panikattacke führt zu heftigen und sehr unangenehmen Angstgefühlen mit körperlichen Symptomen. Betroffene haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, manche Menschen berichten von Todesangst. Panikattacken treten in bestimmten Situationen auf - zB am Arbeitsplatz, beim Autofahren, in einem engen Raum, beim Einkaufen an der Kasse. Die in uns biologisch verankerte Angst folgt stets einem Verlauf: Erst steigt sie an, dann erreicht sie den höchsten Punkt, um danach wieder abzusinken. An diesem höchsten Punkt entstehen die körperlichen Reaktionen wie Herzrasen, Atemnot und Übelkeit. Wenn ein Mensch eine Panikattacke erlebt, “flüchtet” er aus diesem Angstverlauf, bevor die Angst von alleine wieder abnehmen kann. Dadurch entsteht ein fataler Lernprozess: Unser Körper lernt, dass die Panikattacke ein gutes Hilfsmittel ist, um Situationen zu entkommen. Dadurch wird die Panikattacke als passendes Verhalten abgespeichert, um unangenehmen, angstbesetzten Situationen zu entkommen. Diese ursprüngliche Schutzfunktion macht uns also den Alltag schwer.

Therapie der Panikattacke

Ohne Therapie kann es passieren, dass sich Panikattacken ausbreiten. Wir sprechen von Übergeneralisieren - hat man im einen Moment noch Angstzustände an der Kasse, so ist es bald das eigene Auto, das gemieden wird. In der Therapie werden gemeinsam die Stressfaktoren gefunden, die zur Panikattacke geführt haben. Nach einer Zeit des psychischen Stärkens gehört der Schritt zurück in den Alltag zur Therapie. Der Mensch lernt, die angstbesetzten Situationen auszuhalten und sein Körper macht die Lernerfahrung: Wenn ich in der Situation bleibe und die Panikattacke durchstehe, ohne zu flüchten, sinkt die Angst von alleine wieder.

Magdalena Lublasser-Fazal